Merken wir aber nicht manchmal selbst, dass diese Rechnung nicht aufgeht? Manche Arbeit bringt auch Energie und Freude, Freizeit ist dem gegenüber nicht immer wirklich „freie Zeit".
Auf den Zukunftswissenschafter und Publizisten Horst Opaschowski geht nicht nur der Begriff des „Freizeitstresses" zurück, sondern auch ein Konzept von Freizeit im Kontext der menschlichen Lebenszeit, das nicht nur schwarz-weiß malt.
Ich habe das Modell mit Blick auf Menschen mit Beeinträchtigung kennengelernt. Mir erscheint es auch im Coaching und im Stressmanagement ein brauchbares Modell zu sein.
Das Modell besagt, dass man den Gesamtzusammenhang eines menschlichen Lebenstages berücksichtigt und darin verschiedene „Zeiten" erkennen kann. Diese Zeiten können – wie Stress – sehr subjektiv erlebt werden.
Ich führ hier sechs „Zeiten" an:
• Versorgungszeit: Menschliche Grundbedürfnisse wie Toilette, Waschen, Essen müssen gestillt werden, sind aber nicht unbedingt das, was wir mit „Freizeit" verbinden. Auch wenn wir andere Menschen „versorgen" müssen (Babys, Kleinkinder, beeinträchtige und alte Menschen), ist das nicht „Freizeit".
• Arbeitszeit: Hier finden wir unsere „klassische" Erwerbsarbeit, aber auch jegliche gesellschaftlich relevante Arbeit. Sie können sich überlegen, ob nicht auch ehrenamtliche Tätigkeiten und Teile der Versorgungszeit hier hereingehören – gerade die unbezahlte Haus- und Pflegearbeit sind hier verortbar.
• Verpflichtungszeit: Verpflichtungszeit bezeichnet eine Zeitperiode, in der bestimmte Aufgaben wie Hausarbeiten, Einkäufe oder Behördengänge erledigt werden müssen. Sie merken: Die Zeitgrenzen verschwimmen: hier findet sich wieder einiges, was oben bereits erwähnt wurde. Und zusätzliche Tätigkeiten, die „getan werden müssen". – Alles in der „Freizeit" – auch z.B. Arztbesuche.
• Bildungszeit: Bildungszeit ermöglicht es Arbeitnehmer*innn, sich von der Arbeit freizunehmen, um an weiterführenden Bildungs- oder Fortbildungsprogrammen teilzunehmen, um ihre Fähigkeiten und Kenntnisse zu erweitern. Dies kann das Besuchen von Kursen, Workshops, Seminaren oder anderen Bildungsaktivitäten umfassen. Für Schüler*innen und Studierende hingegen ist dies wohl auch „Arbeitszeit".
• Ruhe- und Schlafzeit: Ruhe- und Schlafzeit bezieht sich auf den Zeitraum, in dem eine Person sich ausruht und schläft, um ihre körperliche und geistige Erholung zu fördern. Es ist wichtig, regelmäßig ausreichend Schlaf und Ruhe zu bekommen, um die Gesundheit, das Wohlbefinden und die Leistungsfähigkeit zu erhalten.
• Freie Dispositionszeit: Freie Dispositionszeit bezieht sich auf den Zeitraum, den eine Person frei nach ihren eigenen Vorlieben und Bedürfnissen gestalten kann. Es handelt sich um die Zeit, die nicht durch Verpflichtungen, Arbeit oder andere festgelegte Aktivitäten eingeschränkt ist.
Hier finden wir erst das, was wir mit „Freizeit" im Kern verbinden: keine Versorgungszeit, keine Verpflichtungszeit, keine Bildungszeit, keine Arbeitszeit!

Aber Achtung: Es gibt Menschen, die in ihrer Arbeit freie Dispositionszeit sehen, wenn sie folgendes darin erfahren:
• Selbstverwirklichung und persönliche Entwicklung: In der freien Zeit können wir uns selbst entfalten, unseren Interessen und Leidenschaften nachgehen und uns persönlich weiterentwickeln.
• Soziale Interaktion und Beziehungen: Freizeit bietet uns die Möglichkeit, Zeit mit unseren Liebsten zu verbringen, soziale Kontakte zu pflegen und neue Menschen kennenzulernen.
• Kreativität und Selbstausdruck: In der freien Dispositionszeit können wir unserer Kreativität freien Lauf lassen, sei es durch Kunst, Musik, Schreiben oder andere kreative Ausdrucksformen.
• Entdeckung und Abenteuer: Freizeit eröffnet uns die Chance, neue Orte zu erkunden, neue Aktivitäten auszuprobieren und uns auf Abenteuer einzulassen.
• Gesundheit und Wohlbefinden: Die freie Zeit ermöglicht es uns, uns um unsere körperliche und geistige Gesundheit zu kümmern, sei es durch Sport oder gesunde Ernährung.
Arbeit ist also nicht nur Arbeitszeit und freie Zeit nicht automatisch Freizeit.
Versuchen Sie einmal nach diesem Modell Ihren Tag „aufzuteilen". Vielleicht erleben Sie manche Überraschung, wenn Sie „Ihre" Zeit einmal anders betrachten.
Wenn Sie mit mir in Kontakt treten und mehr wissen wollen: info@beratungforcher.at oder +43 650 41 00 561
Photos by Bruno Moriggl
Kategorie: Beruf und Management, Leben, Stress lass nach
Datum: 07.07.2023
„Gerade in der oft sehr schwierigen und belastenden Arbeit im Alten- und Pflegeheim ist die Thematisierung und Bearbeitung von schwierigen Themen wie Sterben, Tod, Trauer, Wut, Aggression sehr wichtig und trägt zu persönlichen und beruflichen Hygiene einen wesentlichen Beitrag bei. Auch zur Bearbeitung und Vorbeugung interner Konflikte im Team ist regelmäßige Supervision ein wichtiges Instrument. Wir im Vinzenzheim Neustift haben die Supervision seit vielen Jahren als treuen Begleiter in der täglichen Arbeit und vor allem in schwierigen Situationen schätzen gelernt."
Heimleiter eines Seniorenheims zur Teamsupervision seiner MitareiterInnen
"Danke dir für diese tollen Supervisionen, die Rückmeldungen meiner KollegInnen waren durchwegs positiv."
Teamleiterin über die in ihren beiden Teams gehaltenen Supervisionen
MMag. Gerd Forcher MSc
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